„Warum ist krabbeln eigentlich wichtig?“
Viele Eltern wissen mittlerweile, dass das Krabbeln für die motorische Entwicklung eines Kindes sehr wichtig ist. Aber warum ist krabbeln eigentlich so wertvoll?
Das Krabbeln ist eine wichtige Vorstufe für Tätigkeiten, die wir im Alltag brauchen, wie zum Beispiel die aufrechte Haltung , das Schreiben oder auch die Sprache.
Rumpfstabilität
In der Rückenschule gibt es viele Übungen im Vierfüßlerstand. Nicht ohne Grund! In der Krabbelstellung trainieren Sie wunderbar die Rumpfstabilität. Bei Kindern sollten die Unterschenkel und Fußrücken Kontakt mit dem Boden haben.
Kinder, die nicht gekrabbelt sind, haben als Erwachsene sehr häufig früh orthopädische Probleme, insbesondere Nacken- und Rückenschmerzen.
Tiefensensibiliät und taktiles System
Beim Krabbeln erfährt das Kind viel Druck auf die Hände. Dadurch bekommt es Informationen für die Tiefensensibilität, was für die Feinmotorik und die Stifthaltung beim Zeichnen und später beim Schreiben hilfreich ist.
Wenn das Kind auch über verschiedene Untergründe krabbeln kann, wie eine Wiese, Sand, Fliesen oder Teppich bekommt es außerdem noch unzählige Umweltinformationen für das taktile System.
Kreuzkoordination
Durch das Krabbeln erfahren Kinder die Kreuzkoordination. Arme und Beine müssen versetzt bewegt werden, wenn also das rechte Bein nach vorne geht, geht gleichzeitig der linke Arm vor. Wenn das linke Bein sich nach vorne bewegt, kommt der rechte Arm hinzu. Auch beim Gehen oder Rennen nutzen wir die Kreuzkoordination, sie ist wichtig für das Gleichgewicht.
Kinder, die nicht krabbeln, haben später evtuell Probleme bei Überkreuzbewegungen wie zum Beispiel beim Schreiben (die rechte Hand muss nach links oben ans Blatt geführt werden – manche Kinder setzen sich deshalb schräg an den Tisch, um die Überkreuzung der Mittellinie zu umgehen). Oder es fällt den Kindern schwer, im Stehen den rechten Ellbogen ans linke Knie zu bewegen oder die rechte Hand an die linke Fußsohle, vor allem, wenn sie die Bewegungen nicht über die Augenkontrolle kompensieren können.
Sprache
Wie schon im letzten Blog beschrieben, stehen die Hände und die Sprache neurophysiologisch in einem engen Zusammenhang. So erklären sich auch manche Sprachauffälligkeiten bei Kindern, die nicht gekrabbelt sind.
Frühkindliche Reaktionen
Durch das Krabbeln integrieren sich auch frühkindliche Reaktionen, insbesondere der ATNR und STNR. Beide beeinträchtigen die Entwicklung, wenn sie persistieren.
Probleme können vom Zehenspitzengang, unzureichende Entwicklung der Visuomotorik über Schwierigkeiten beim Erlernen des Brustschwimmens bis zu Problemen beim Abschreiben von der Tafel in der Schule reichen.
In der Regel lernen alle Kinder krabbeln!
Nach Untersuchungen der ungarischen Kinderärztin lernen i.d.R. alle Kinder krabbeln, wenn sie nicht vorher vertikalisiert werden d.h. hingesetzt, hingestellt oder in Tragehilfen aufrecht getragen werden. Damit ist auch die Wippe, Buggy oder der Autositz gemeint. Diese Hilfsmittel sollten deshalb kein längerer Aufenthaltsort sein, auch wenn manche Kinder diese aufrechte Position sehr mögen. Trauen Sie sich der „große Erwachsene mit Weitblick“ zu sein. Später werden Sie Ihrem Kind wahrscheinlich auch nicht erlauben, statt Mittagessen nur Schokolade zu essen, obwohl es das so gerne möchte, oder?
Egal wie alt Ihr Kind ist, Sie können ihm auch jetzt noch viele Anlässe geben zu krabbeln. Je nach Alter und Interessen können das Tierspiele sein, ein Kriechtunnel, Kartons, in die es reinkrabbeln kann, oder auch Hindernis-Parcours, die es laufend nicht bewältigen kann.
Jetzt krabbeln auch Erwachsene!
Auch der Sport hat die vielen positiven Eigenschaften des Krabbeln entdeckt. Aus Melborne kommt die neue Trendsportart: crawling