29 Okt

„Hand – Mund Koordination“

Vor einiger Zeit war Ben (Name geändert), 10 Wochen, mit seiner Mutter zur Physiotherapie bei mir. Ben greift noch nicht. Seine Mutter macht sich große Sorgen, dass mit ihm etwas nicht stimmt.

Ben ist gut gelaunt. Er kann den Kopf kurzfristig in Rückenlage in der Mitte halten.  Der Rumpf ist nicht gerade. Dann passiert es wieder – beim Versuch die Mitte zu finden, schießt er über das Ziel hinaus und kippt auf die Seite.

Ich unterstütze ihn mit einer Decke.

 

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Die Decke gibt ihm Stabilität. Ben muss jetzt nicht mehr um eine sichere Position kämpfen. Er wird deutlich ruhiger.

 

Ich singe ihm ein Begrüßungslied, gehe dabei mit meinem Gesicht näher an ihn ran und er streckt seine Arme in meine Richtung. Neugierig schaut er mich an. Das Lied hat ihm gefallen und ich wiederhole es nochmal. Ben strahlt mich an und würde mir gerne meine Nase klauen.

 

Seine Händchen sind geöffnet, sie zeigen keine Handgreifreaktion mehr. Ich biete ihm einen Spielring an und er greift zu. Beim zweiten Versuch erwischt er ihn. Ich helfe ein kleines bisschen, indem ich den Ring ein wenig mithalte. Nach ein paar Versuchen findet der Ring den Weg in den Mund. Jetzt untersucht der Mund den Ring genau. Meine helfende Hand braucht er dabei nicht mehr. Ich lasse ihm Zeit, den Ring zu erkunden. Er fällt ihm aus der Hand. Ben schaut sich um. Wo ist das Spielzeug? Seine Augen wandern in die Richtung, wo das Geräusch ertönt, dass der Ring beim Fallen gemacht hat. Ich helfe ihm, halte den Ring wieder in seine Nähe. Er greift wieder zu. Braucht ein paar Versuche, aber dann – ab in den Mund.

Bens Mutter ist ganz erstaunt. Zu Hause hat sie ihm verschiedene Rasseln angeboten, aber keine hat er festgehalten. Im Gespräch wird klar, dass sie ihm zu früh und zu schwere Rasseln angeboten hat. Ben fehlt noch ein wenig Stabilität. Er braucht noch ein wenig Zeit, um seinen Körperschwerpunkt auszubalancieren.

In den ersten Wochen brauchen Babys kein Spielzeug. Da sind die Bezugspersonen mit ihren Gesichtern, Fingern und Stimmen viel interessanter.

Denn die Babys sind erstmal damit beschäftigt, eine stabile Position am Boden zu erlangen. Gar nicht so einfach im Vergleich zu der Schwerelosigkeit in Mamas Bauch. Jetzt geht es darum die Mitte zu finden. Immer wieder kippt es auf die eine oder andere Seite. Tagelang versucht das Kind sich auszubalancieren, um endlich in die Mittelposition zu kommen.

Mit circa 3 Monaten ist es erfolgreich und kann den Kopf und den Rumpf in der Mitte halten. Es hat sich eine „Grund-Lage“ geschaffen. Eine sichere Ruheposition. Jetzt kann es sich auch auf Spielzeug konzentrieren und danach greifen.

 

Anfangs sind leichte Spielsachen gefragt, wie der erste Ring oder ein Seidentuch. Nach ein bisschen Übung können die Gegenstände auch schwerer werden.

 

 

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